Seit 1991 unterhält die Evangelische Pauluskirchengemeinde – gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde Hüls – ein Partnerschaftsverhältnis zur evangelischen Gemeinde in Elblag, dem früheren Elbing, in Polen. Die Initiative dazu geht auf Pfr.i.R. Hannelore Ewert zurück. Sie ist in Elbing geboren.
Elbing, eine alte deutsche Hansestadt, Anfang des 13. Jahrhunderts vom Deutschen Ritterorden gegründet, zuletzt ca. 100.000 Einwohner, wurde im Januar 1945 von russischen Truppen eingenommen und gehört seit Ende des 2. Weltkriegs zu Polen. 1946 wurden alle Deutschen ausgewiesen. Nicht durch Bomben, sondern durch Nahkämpfe wurde die Stadt beinahe vollständig zerstört. Erst nach der polnischen Wende 1990 begann der Wiederaufbau durch die polnische Privatwirtschaft und hat sich bis heute schon gut und geschmackvoll entwickelt.
Bei der ersten Kontaktaufnahme 1991 bestand die Gemeinde aus ca. 25 älteren Mitgliedern, zum kleineren Teil deutschstämmig. Einmal im Monat kam der Bischof aus Sopot/ Zoppot bei Gdansk/ Danzig, um Gottesdienst zu halten. Seit 1993 wurden dann von der Kirchenleitung junge Pastoren mit Vikarsstatus in der Gemeinde eingesetzt.
In einem ehemaligen evangelischen Gemeindehaus aus deutscher Zeit hatte die Gemeinde durch Zuweisung von der Stadt schon in kommunistischer Zeit Unterkunft gefunden. Ihr gehörte das Obergeschoss, bestehend aus einem Kirchsaal mit zwei kleinen Nebenräumen und einem Büro. Durch Hilfe aus Krefeld war es der Gemeinde 1993 möglich, für 60.000,– DM das ganze Haus zu erwerben. Eine Pfarrwohnung konnte ausgebaut werden. Die übrigen Räume wurden vermietet. Dies war die finanzielle Voraussetzung für die Einsetzung eines Pastors.
Auf Grund der politischen Veränderung in Polen konnte die Gemeinde 1999 Ersatzansprüche für ehemalige evangelische Besitzungen, die nach dem Kriege vom Staat oder von der katholischen Kirche übernommen worden waren, geltend machen.
Als Entschädigung (wenn auch nur in geringstem Umfang) erhielt die Gemeinde ein Haus (vorwiegend Büroräume), das monatlich Miete einbringt, und drei Grundstücke, die einen guten Verkaufswert haben. Eines davon ist als Parkplatz verpachtet.
Diese Einkünfte stellen die finanzielle Existenzgrundlage der Gemeinde dar, denn die Gemeinde erhält sonst keine Unterstützung. Das Kirchgeld, das die Gemeindeglieder zahlen, fällt kaum ins Gewicht (1% der niedrigen Gehälter oder Renten).
Diese im Jahr 2000 eingetretene Situation hat die Gemeinde in die Lage versetzt, sich selbst finanziell zu tragen und auch das Gehalt für ihre Pfarrer aufzubringen: von 1993 – 1997 Robert Penczek, von 1997 – 2002 Wojciech Rudkowski. Seit 2002 ist Pastor Marcin Pilch im Amt.
Die Gemeindegliederzahl hat sich seit 1991 fast verdoppelt. Viele Aktivitäten sind gelaufen. Evangelisationen und Begegnungen mit anderen Christinnen und Christen aus Polen und Deutschland haben die Gemeinde belebt. Es gibt nun nicht mehr nur Beerdigungen, sondern auch Neuaufnahmen, Taufen, Konfirmationen und Trauungen. Auch zu ökumenischen Begegnungen kommt es hin und wieder.
Die Gemeinde in Elblag/ Elbing gehört zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, also einer lutherischen Kirche, die sich auf das Augsburger Bekenntnis von 1530 beruft. In einem Land, dessen Bevölkerung zu 95 % römisch-katholisch ist, ist es eine kleine Kirche mit etwa 80 000 Gemeindemitgliedern; die meisten von ihnen leben im südpolnischen Teschener Land. Der Sitz der Kirchenleitung befindet sich in Warschau.
Zur Gemeinde Elblag/ Elbing gehört ein großes Gebiet: viele Orte, in denen nur wenige Evangelische wohnen. Weite Entfernungen sind zu bewältigen. Eine Filiale ist in Mikolajki/ Nikolaiken, einem kleinen Ort östlich von Malbork/ Marienburg, ca. 70 km von Elblag/ Elbing entfernt (nicht zu verwechseln mit Nikolaiken in Masuren!). Dort leben ca. 30 Gemeindeglieder. Sie haben eine eigene Kirche und einen eigenen Friedhof. Einmal im Monat ist sonntags Gottesdienst, anschließend Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht, Sprechstunde für die Gemeinde und evtl. Hausbesuche. Auch dies alles ist Aufgabe des Pastors von Elblag/ Elbing.
Zwischen der Gemeinde in Elblag/ Elbing und den Gemeinden in Krefeld besteht reger Kontakt. Es gab bereits mehrere Gemeindebegegnungen. Im Jahr 1996 gab es in Elblag/ Elbing und Masuren ein deutsch-polnisches Jugendlager. Die finanzielle Unterstützung aus Deutschland hat sich in letzter Zeit aus Gründen eigener Finanzprobleme reduziert, obwohl in Elblag/ Elbing nach wie vor Bedarf besteht.
Im Jahr 2022 konnte die Gemeinde die ehemalige Friedhofskapelle der (früheren evangelischen) St.-Anna-Gemeinde übernehmen und renovieren. Dadurch hat die Gemeinde wieder ein „richtiges“ Gotteshaus, das einen schönen und würdigen Raum für die Gottesdienste bietet. Es gibt einen ebenerdigen Zugang, und durch die Lage an einer großen Straße ist die Gemeinde nun auch ganz anders in der Stadt präsent. Im Untergeschoss gibt es einen Raum, der aber noch nicht renoviert ist. Dieser soll für Begegnungen nach dem Gottesdienst hergerichtet werden. Dafür sind unsere Spenden sehr willkommen.
Doch die Finanzen sind nicht das Wichtigste an unserer Partnerschaft. Vielmehr geht es uns darum, dass wir in herzlicher Verbindung im Glauben Gemeinschaft haben über die Entfernung hinweg und uns gegenseitig Mut machen, das Zeugnis von Jesus Christus weiterzusagen.
Kontaktadressen:
Pfarrerin i. R. Hannelore Ewert, Mommenpesch 24, 47839 Krefeld. Tel 02151 733518.
Pfarrer Volker Hendricks, Girmesdyk 20, 47803 Krefeld, Tel. 02151 761327. ✉ volker.hendricks@ekir.de
Die ehemalige Friedhofskapelle der St. Anna Kirchengemeinde ist nun die evangelische Kirche in Elbing/Elblag.
Einweihungs-Gottesdienst am 18.6.2022
Einweihungs-Gottesdienst am 18.6.2022
Pfr. Marcin Pilch, 18.6.22